Wie nachhaltig erweisen sich Kunst-Investments und wie kann man Investitionen in Kunst mit klassischen Investments vergleichen? Kann man es überhaupt? Im Rahmen des Master Finance (M.A.) an der Allensbach Hochschule kann man die Grundsätze der Investments in Kunst und deren Auswirkungen auf ein Gesamtvermögen kennenlernen, vertiefen und studieren.
Von Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, Professor für Finanzen und Family Office Management an der Allensbach Hochschule
Seit vielen Generationen schon gehören bei den Vermögenden Kunstwerke oder sogar Kunstsammlungen zum festen Bestand ihres Vermögens. In den seltensten Fällen wurden sie erworben, weil es dem Erwerber darum ging, einen dauerhaften substanziellen Wert zu schaffen. Am häufigsten wurde Kunst gekauft, weil man Gefallen an Werk und Künstler fand und bis heute findet. In den letzten Jahrzehnten gesellten sich zu dem Kreis der privaten Kunstliebhaber und Sammler auch institutionelle Investoren, denen aufgefallen war, dass sich Kunstobjekte – wenn man sie zur richtigen Zeit erwirbt – als werterhaltende Bestandteile eines Gesamtvermögens erweisen können, die zudem mit den klassischen Asset Klassen, insbesondere den liquiden, kaum korrelieren.
Diese Finanzinvestoren werden von anderen Motiven als der puren Schönheit eines Kunstwerkes getrieben. Klar ist auch, dass sie sehr viel professioneller an das Thema herangehen und andere Kriterien für eine Kaufentscheidung ausschlaggebend sind. Aber welches sind diese Kriterien? Wie nachhaltig erweisen sich Investments in Kunst und wie kann man Investitionen in Kunst mit klassischen Investments vergleichen? Kann man es überhaupt?
Diese und viele weitere Fragen sind bereits seit einiger Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen – auch an unserer Hochschule. Erst vor wenigen Wochen wurde eine hervorragende Masterarbeit zur Frage der Übertragbarkeit der Grundsätze der neoklassischen Finanzierungstheorie auf Investments in Kunst abgeliefert. Da das Themenfeld der Kunst-Investments bei weitem noch nicht vollständig wissenschaftlich erschlossen ist, bleibt reichlich Raum für die weiterführende Forschung.
Für professionelle Investoren ist die Bewertung eines Kunstwerks bei ihren Kunst-Investments von entscheidender Bedeutung. Doch wo erhält man valide Werte für Kunstwerke bestimmter Künstler oder für bestimmte Kunstrichtungen und Epochen? Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich unterschiedliche Bewertungsmethoden für Investments in Kunst entwickelt. Grundsätzlich kann man sagen, dass es zwei Arten gibt, den Wert eines Kunstwerkes zu ermitteln. Entweder man betrachtet das jeweilige Werk selbst und bestimmt dessen Wert nach verschiedenen Kategorien, wie etwa dem Künstler, seinem jeweiligen Schaffenszyklus, der Einordnung dieses einen Werkes in sein Lebenswerk etc. In diesem Fall spricht man von einer sogenannte hedonische Regression. Eine grundsätzlich andere Methode der Wertermittlung verfolgt ein Kunstwerk vom Zeitpunkt seines erstmaligen Verkaufs an und ermittelt den aktuellen Wert aus den verschiedenen Transaktionen und den jeweils gezahlten Preisen im Lebenszyklus des Werkes. Diese Methode bezeichnet man als „Repeat Sales Regression“.
Ermittelt man nun im Wege der ersten oder der zweiten Methode Wertansätze für Kunstwerke, so lässt sich aus der Summe dieser Werte ein Index synthetisieren, der wiederum für mathematische Algorithmen und – am Ende des Tages – auch für Zwecke der Portfoliotheorie genutzt werden kann. Mit Hilfe dieser Indizes lassen sich eine „Asset-Klasse“ definieren und Wertentwicklungen beziehungsweise Performance-Ergebnisse simulieren. Genutzt werden diese Indizes insbesondere von den großen internationalen Auktionshäusern, zum Beispiel Sotheby´s. Marktgängig sind heute neben dem Sotheby´s-Mei Moses-Index, dem Artnet Fine Art Index, dem Artprice Global Index auch der General Fine Art Index und der Art Investment Market Index. Dass all diese Indizes Kritik erfahren und in der Tat ihre jeweiligen Stärken und Schwächen aufweisen, ist wissenschaftlich unbestritten. Dennoch ist auch hier im „Reich der Blinden“ der „Einäugige König“: besser mit einer möglicherweise an einigen Stellen angreifbaren Methode rechnen als gar nicht.
Ob man auf die bezeichneten Indizes die Grundsätze der neoklassischen Finanzierungstheorie, also zum Beispiel das sogenannte „CAPM“ (Capital Asset Pricing Model) oder die Lehren der Portfoliotheorie nach Markowitz anwenden kann, ist streitig. Wenn man es tut, muss man sich der Stärken und Schwächen der Kunstindizes bewusst sein und auf die Unschärfen hinweisen. Hinzu kommt, dass der Kunstmarkt noch immer größtenteils intransparent ist und deshalb nur vergleichsweise wenige Daten für die Indexermittlung zur Verfügung stehen.
Aus Sicht eines Family Office erweist sich die zumindest theoretische Möglichkeit einer Übertragung dieser Grundsätze auf Investments in Kunst aber als segensreich, denn gerade das ganzheitliche Vermögensmanagement muss zumindest unter Inkaufnahme von Schwächen auch das Segment der Kunstinvestments erfassen und damit arbeiten. Die Problematik bei der Datenerhebung bei den Indizes setzt sich bei den Methoden der Risikomessung fort. Wenn man mit Kunstindizes rechnen und simulieren möchte, muss auch ein Risiko berechnet und müssen Betafaktoren bestimmt werden können. Auch hier bietet aber die wissenschaftliche Forschung brauchbare Ansätze an.
Jüngere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Investitionen in Kunstwerke so gut wie gar nicht mit anderen Asset-Klassen korrelieren. Hier schlägt sich der Vorteil der Abbildung eines Teils des Gesamtvermögens in Kunst besonders wirkungsvoll nieder. Man muss also nicht täglich hinschauen, sondern kann die Investments mit gutem Gewissen eine ganze Zeit lang „liegen lassen“. Dennoch ist, nicht zuletzt aus aktuellem Anlass, die Frage interessant, wie sich exogene Schockereignisse wie 9/11, die Subprime-Krise oder die Covid-19-Pandemie auf den Kunstmarkt und die Indizes auswirken beziehungsweise auswirken werden.
Die Vergangenheit zeigt, dass die Auswirkungen je nach Epoche und Stilrichtung sehr unterschiedlich sind. Eine globale und einheitliche Auswirkung auf „die Kunst“ gibt es nicht – nur einzelne „Peaks“ in bestimmten Segmenten. Tendenziell lässt sich deshalb sagen, das Kunstinvestments neben portfoliostabilisierenden Effekten auch einen gewissen Schutz vor Krisen bieten. Dies macht sie zusätzlich zu einem Instrument der „Asset Protection“ und damit auch für Family Offices hochinteressant.
Kunst-Investments waren seither und sind in zunehmendem Maße „en Vogue“. Die wissenschaftliche Erforschung mit Blick auf die Einbeziehung von Kunst in den Kontext der Steuerung eines Gesamtvermögens ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Als eine der zahlreichen Segnungen der Digitalisierung lässt sich feststellen, dass auch der Kunstmarkt zunehmend transparenter wird. Daher werden die oben beschriebenen Simulationen deshalb immer besser und genauer. Eine Befassung mit all diesen Fragen während des Studiums lohnt sich, denn Spezialisten in diesem Bereich sind nach wie vor handverlesen. Im Rahmen des Master Finance (M.A.) an der Allensbach Hochschule kann man die Grundsätze der Investments in Kunst und deren Auswirkungen auf ein Gesamtvermögen kennenlernen, vertiefen und studieren. Es lohnt sich.
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