Jedes große Vermögen sollte hinsichtlich der Performance seiner einzelnen Segmente regelmäßig überwacht werden. Nur durch eine fortlaufende Überwachung lassen sich Fehlentwicklungen rechtzeitig erkennen. Durch das konsolidierte Vermögensreporting ist eine effektive Kontrolle möglich.
Von Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, Professor für Finanzen und Family Office Management an der Allensbach Hochschule
Jedes große Vermögen sollte hinsichtlich der Performance seiner einzelnen Segmente regelmäßig überwacht werden. Nur durch eine fortlaufende Überwachung lassen sich Fehlentwicklungen rechtzeitig erkennen und ist überhaupt eine effektive Kontrolle möglich. Ist erst einmal der Status Quo des Gesamtvermögens aufgenommen, so schließt sich die Installierung eines konsolidierten Vermögensreporting daran unmittelbar an.
Der besondere Mehrwert des Reportings liegt insbesondere darin, dass es die Berichtswesen der beauftragten Vermögensverwalter „gleichnamig“ macht und dadurch überhaupt erst eine Vergleichbarkeit der Leistungen ermöglicht. Nehmen wir zum Beispiel den Bereich der Banken, die das liquide Vermögensverwalten. Selbst, wenn alle aufgrund identischer Anlagerichtlinien dieselben Vorgaben haben, sehen ihre hauseigenen Reportings sehr unterschiedlich aus.
Die einen berechnen die Performance zeitgewichtet („time-weighted“), die anderen geldgewichtet („money-weighted“). Dies allein ist schon ein erheblicher Unterschied, der zu unterschiedlichen Ergebnissen führen wird, weil bei der geldgewichteten Performanceberechnung die Leistungs des Verwalters in Abhängigkeit zu dem ihm im Berichtszeitraum zur Verfügung gestellten Kapital berechnet wird. Entnahmen und Einlagen beeinflussen damit das Ergebnis mitunter erheblich. Diese Unterscheidung muss zunächst einmal beseitigt werden, um zwei Häuser miteinander vergleichen zu können. Zur Anschauung soll das folgende Beispiel dienen:
Marktwert Depot 1. Januar morgens EUR 4.000.000,00
Marktwert Depot 1. April morgens EUR 4.200.000,00
Vermögenszuwachs EUR 200.000,00 +5,00 %
Entnahme am 1. April EUR 2.000.000,00
Marktwert Depot 1. April abends EUR 2.200.000,00
Marktwert Depot 30. Juni abends EUR 2.024.000,00
Vermögensrückgang EUR -176.000,00 -8,00 %
Ergebnis insgesamt EUR + 24.000,00
geteilt durch Durchschnitts-
kapital EUR 3.100.000,00
geldgewichtete Performance = +0,77 %
zeitgewichtete Performance = -3,40 %
(Anm.: Beispiel entnommen aus Eigelshoven in: Werkmüller (Hrsg.), Family Office Management, “Vermögensreporting”, 4. Auflage, Heidelberg 2019)
In der geldgewichteten Performance wird das Ergebnis in Relation zum durchschnittlich eingesetzten Kapital berechnet. Anlageergebnisse, die mit geringerem Kapitaleinsatz erzielt wurden, wirken sich bei dieser Methodik weniger stark aus. Die geldgewichtete Performance ergibt somit die Rendite auf Ebene des Anlegers, die sowohl auf Leistungen des Vermögensverwalters als auch auf das Geschick des Anlegers beziehungsweise seines Family Offices in Bezug auf Bereitstellung und Rückforderung seines Kapitals zurückzuführen ist. Für den langfristigen Vergleich der Vermögensverwalter untereinander ist hingegen die zeitgewichtete Methode zu empfehlen.
Hinzu kommt, dass einige Häuser die Performance vor Steuern, andere nach Steuern, wieder andere vor Kosten, andere nach Kosten ausweisen. Dieses diffuse Bild ermöglicht keine Vergleichbarkeit. Auch das Risikomaß, mit welchem die einzelnen Häuser rechnen, ist unterschiedlich: Die einen rechnen auf Basis eines „Value at Risk“-Ansatzes (= höchste Verlustwahrscheinlichkeit), andere rechnen mit der Volatilität (=Schwakungsbreite um den Mittelwert einer Anlage), wiederumk andere schließlich berechnen auf Basis der sogenannte „Sharpe Ratio“ (= Volatilität verringert um rsikolosen Zins). Somit sollten diese Portfoliokennzahlen müssen vereinheitlicht werden, um die Risiken, mit denen die einzelnen Häuser rechnen, vergleichen zu können. Dies leistet das Vermögensreporting.
Darüber hinaus ermöglicht es dem Family Office, zu erkennen, in welchen Anlageklassen eine Outperformance erzielt wurde, wo also die Marktperformance durch die Leistung des Vermögensverwalters überboten wurde. Diese per se gute Nachricht verdient aber den zweiten Blick auf das Risiko, mit welchem dies gelungen ist. Ein Vermögensverwalter, der zwar mehrmals hintereinander den Markt schlägt, hierfür aber Risiken eingeht, welche die Vorgaben der Familie weit übersteigt, hat nicht zwingend gut gearbeitet und verdient deshalb kein uneingeschränktes Lob. Hier ist sicherlich eine Intervention des Family Office angezeigt. Entspricht aber das im Reporting ausgewiesene Risiko den Vorgaben, beantwortet das Reporting die Frage über die Herkunft der Outperformance.
War es die strategische Asset Allocation oder war es der Investmentansatz oder waren „timig“, „stock-picking“ oder eine „long-short“-Strategie der Schlüssel zum Erfolg?
All diese Antworten lassen das Urteil zu, ob der Vermögensverwalter gut gearbeitet hat oder nicht. Das Reporting und die aus seiner Auswertung gewonnenen Erkenntnisse sind die Grundlagen für die in regelmäßigen Abständen wiederkehrenden kritischen Reviews mit den beauftragten Vermögensverwaltern.
Ein leistungsstarkes Reporting gibt auch Aufschluss darüber, ob die mit dem jeweiligen Vermögensverwalter verhandelten Anlagerichtlinien eingehalten wurden oder nicht. Beispielsweise gilt das auch für die Korrektheit der Abrechnung von Transaktionen. Gerade in diesem Bereich kommt es typischerweise zu Abrechnungsfehlern der Clearingstellen, die – gäbe es das Reporting nicht – unentdeckt blieben. Für diese Zwecke wird der sog. Transaktionskontrollbericht erstellt.
Last but not least sollte ein Reporting auch die Daten für die Steuererklärung liefern. Der sogenannte „Steuerbericht“ sollte dabei Sonderformen der Kapitalanlage und Erstattungsansprüche mit Blick auf ausländische Quellensteuer gleichermaßen erfassen.
Abhängig von der Menge und dem Detaillierungsgrad der zur Verfügung gestellten Daten, ist ein Reporting auch in der Lage, Sonderauswertungen zu einzelnen Themen zu liefern. Beispielsweise kann man auch das Segment der sogenannten Alternatives, d.h. der nicht liquiden Anlageklassen, gegen einen der bekannten Marktindizes laufen lassen. Das ergibt ein einheitliches Risiko über das Gesamtvermögen. Gleiches gilt für Kunstwerke und -sammlungen. Auch sie können in Form eines Indexes in die Gesamtvermögensbetrachung und -steuerung einbezogen werden (s. letzter Blog dazu).
Den Aufbau des Reportings kann der Vermögensinhaber in der Regel selbst bestimmen. Typischerweise will der Prinzial einen prägnanten Blick über den Zustand seines Gesamtvermögens erhalten und dies mit möglichst geringem Zeitansatz. Für ihn eignet sich deshalb ein kurzer Report, der die wesentlichen Erfolgsfaktoren, Portfoliokennzahlen und Entwicklungen aufzeigt besser, als der umfassende Report für das Family Office beziehungsweise für den Family Oficer.
Einige Familien und Family Offices arbeiten bereits mit Vermögensreporting-Dienstleistern zusammen oder haben ein eigenes Reporting-Tool. Andere Familien arbeiten noch immer mit einem Excel-Sheet, das die Konzernbuchhaltung des Unternehmens führt. Dabei gilt es zu beachten, dass die „Excel-Lösung“ jeweils nur eine Momentaufnahme des Gesamtvermögens bietet, aber keine Entwicklungen aufzeigt und so auch nicht erkennen lässt, welche Investments gut laufen und welche nicht. In der Folge kann es ein leistungsstarkes Reporting nicht ersetzen. Sicherlich hat ein gutes Reporting seinen Preis. Im Ergebnis berechnen sich die Kosten dafür in der Regel nach Basispunkten, ausgehend vom überwachten Vermögen. Aber dieses Geld ist gut investiert.
In unserem Wahlfach Family Office Management im Rahmen unseres Masterstudiums Finance kann man die grundlegenden Funktionen eines effektiven Vermögensreportings studieren. Dieses ist das „Navigationsinstrument“ jedes Family Officers. Deshalb ist es nicht nur einen ersten, sondern sicher auch einen zweiten Blick wert.
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